Dienstag, 14. Dezember 2010

Lieblingsstücke


Die schönsten Dinge sind umsonst.
Stimmt ja manchmal tatsächlich.
Ich bin eine große Sperrmüll-Liebhaberin. Überhaupt mag ich alte Dinge. Sie erzählen Geschichten, die so manch profanes IKEA-Möbel (und ich mag IKEA sehr !) vielleicht nie erlebt. Weil sie oft aus einer Zeit stammen, in der es nicht alles im Überfluss gab. Und weil sie häufig in Ehren gehalten wurden.
Mit den Sperrmüll-Funden ist es so eine Sache. Sie kommen unverhofft. Im Dunkeln oder im Regen. Und weil sie so plötzlich vor einem stehen wenn man überhaupt nicht mit ihnen rechnet (Sperrmüll suchen hat bei mir noch nie funktioniert), nichts kosten und laut: "Gib mir ein Zuhause!" rufen, strengt man sein Gehirn vielleicht auch etwas mehr an, wird kreativ und erahnt in schummrigem Licht, unter Staub und Spinnweben ihr Potential.

Ich hatte in diesem Jahr mehrfach solche Begegnungen: beim ersten Mal trat unerwartet eine wunderschöne Schreibtischlampe in mein Leben, mittags beim Gassigehen mit dem Hund. Stand einfach so vor einem der Häuser in der angrenzenden Nobel-Nachbarschaft.

Beim zweiten Mal war es ein Stuhl. Einer, von dem ich dachte "siehst aus wie ein Fritz Hansen - schönes Plagiat, ach, gut, ich nehm dich mit nach hause", ihn kurzerhand mit seinen Beinen in meinem Fahrradkorb verkeilte und mich daraufhin hochschwanger wieder auf mein Fahrrad hiefte (bitte nicht nachmachen, reine Glückssache und verzückter Leichtsinn). Dabei ließ ich mich selbstverständlich nicht von meinem Plan abbringen, unterwegs auch noch an der Pizzabude einzukaufen und zusätzlich noch mein Nachtmahl nach hause zu balancieren. Zuhause stellte sich dann bei genauer Betrachtung erfreulicherweise noch heraus, dass das gute Stück tatsächlich mit FH gelabeled war, jippieh!

Und dann gab es noch diesen Fund, über den ich mich momentan jeden Abend freue: mein kleines 60erJahre-Sofachen. Als ich ihm begegnete, fuhr ich - wie immer etwas spät dran - durch den Nieselregen zum Beckenbodenkurs. Ging kurz in die Bremsen, warf einen Blick darauf und dachte: "Mist, keine Zeit, hier musst du nachher nochmal stoppen.". Auf dem Rückweg dann einen zweiten Blick riskiert und gedacht: "Gar nicht übel!". Da hing allerdings noch eine Möbelhaus-Indiendecke, mit Sicherheitsnadeln befestigt, über ihm drüber. Und auf dem Fahrrad kann ich einiges transportieren, aber bei einem Sofa - auch wenn es nur ein kleines ist - wird es dann doch eng.

Und nun kommt die Stelle, an der es wirklich praktisch ist, wenn zuhause der Liebste wartet, und der auch noch ein ausgesprochenes Design-Fable hat. Kurz von meinem Sofa erzählt zögerte er nicht und sagte: "Soll ich es mir auch mal ansehen?", fuhr los und stand so schnell samt Sofa im Wohnzimmer, dass mir fast Hören und Sehen vergingen.
Und hier steht es nun, und ich erfreue mich an seinem Ablick und seiner Kostenlosigkeit und male mir aus, in welcher Stundentenküche es vorher stand und welches Ömchen es sich einst aussuchte...










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